Ålesund ist wahrscheinlich einer der schönsten Orte der Erde, und zudem ein Standort für Tung Redning, Schwere Technische Rettung, diese wurde inbesondere nach einem Gebäudeeinsturz von 2008, bei dem fünf Menschen ums Leben kamen, ins Leben gerufen. Es kommen aber auch weitere Gefahrenpotenziale ins Spiel: beispielsweise fahren Unmengen von Touristbusse die Fjordlanschaften an, oft über windige und steile Straßen.

Ich hatte das Vergügen, zwei Tage mit der Feuerwehr Ålesund verschiedene Szenarien an einem Bus auszuprobieren – viele der dabei gewonnenen Erfahrugen waren für mich auch neu, und der beste Beweis dafür, dass man nicht als gegeben hinnehmen darf. (Bilderstrecke / pictures)

I had the honour and pleasure to spend two days with the Ålesund Fire Department (Norway), in which we tried a few scnenarios involving a bus.

Auf dem Übungsgelände sind ein Paar Busse vorhanden, einer davon liegend. Und so machten wir uns an drei Hebeszenarien, die nachfolgend in aller Kürze vorgestellt werden.

Der Seitlift: Hier kommen zwei Stück 10-Tonnen-Niederdruckkissen zum Einsatz. Primär ging es um das Hebeverhalten, und so haben wir auf Stabilisierung verzichet: / here is a side lift involving two 10 ton bags – minus stabilisation, as we wanted to „see what was happening“ only:

Davor hatten wir uns an der schweren Seite ausgetobt. Wichtigstes Werkzeug? Klappspaten. Damit einen Platz für das Hochdruckkissen geschafft, und mit einer Stütze eine Überbrückung zum Busrahmen geschaffen: / Lift on the heavy underside, using a strut to bridge the bag to part of the frame:

Nic

Nicht ganz unkritisch war dabei eine Naht, die hier langsam aufging – es galt, diese im Auge zu behalten: / here’s a seam breaking, which we had to keep an eye upon:

Nächster logischer Schritt war das Heben mit Niederdruckkissen – Wahnsinn, wie unterschiedlich das Heben auf der Unterseite (8 Tonnen) im Vergleich zur Dachseite (2 Tonnen) ist! / Next step was to introduce the low pressure bags

Hier übrigens die Gegenseite: Keile kann man nicht genug haben: / cribbing on the other side:

Die ganz große Offenbarung jedoch kam beim heckseitigen Längsheben. Wenn es auch nicht unbedingt sofort ersichtlich ist, ist dieses Foto meilensteinig : / It might not be obvious at first sight, but this picture is a bit of a revelation:

 

Wir haben hier ein perfektes Dreieck: die zwei Stützen, und der Unterbau rechts unten. Das Problem: der Bus ist an der Unterseite ungleich schwerer als an der Dachseite. Sobald wir das Gewicht dem Hebemechanismus (Kissen) wegnehmen und dem Stabilisierungsmechanismus übergeben, tritt ein unwahrscheinlicher Drall ein: der Bus will sich aufrichten, der schwere Unterboden will nach unten. Diese Bewegung wird durch Unterbauen (hier die Keile) verhindert, und es ist ein wirklich sauberer, wunderbarer Längslift möglich.

A triangle, uneven weight repartition, the heavy side rests on the cribbing.

Ganz zuletzt noch ein minimalistischer Lift. An der Unterseite eine Stütze, sowie Stütze und Hydraulikadapter: / here’s a minimalist lift: using a single strut and an extra strut plus hydraulic ram:

Gelernt? Auf der Gegenseite nicht nur einkeilen, sondern diesen auch richtig festmachen. 5 Erdnägel sowie Hölzer:

Das Einschlagen von Erdnägeln ist übrigens nicht ohne, aber das ist ein Kapitel für sich. / finally, learning to set ground anchors is a chapter of its own!

 

 

Im Österreichischen Leopoldstadt wurde ein Mann im Schlaf von einer einstürzenden Decke überrascht  – die Feuerwehr musste ihn freigraben. Ursache: zuviel Deckenbelastung durch Bauschutt. ORF. (Danke Christoph für den Link)

Aus der Kategorie Tipps und Tricks: beim Setzen eines Erdankers oder ähnlichem setze ich normalerweise Schnureisen ein. Diese werden im Gartenbau benutzt und sind supergünstig und praktisch, weil lang – normale erdnägel sind mir zu kurz.

Je nach Bodenbeschaffenheit kann es allerdings ein richtiges Problem sein, die Dinger wieder herauszuziehen, beispielsweise in Sandboden.

Die Lösung: Schnureisen passen wunderbar zwischen den Klauen eines Tools (hier Kelly-Tool, aber Hooligan / Halligan geht genauso), mit einem Hammer oder ähnlich hebeln, und prompt kann man den Racker herausziehen.

A metal nail will fit neatly in the claw of a Halligan tool, or here, a Kelly tool – just use a hammer or similar as a lever, this works just fine.

Prima Video (danke an Dietmar!) – LKW auf Seite. Befragung der Betroffenen – und deren nicht-Betreuung :) – Erkundung, Lift mit Greifzug. Handschuhe und Keile waren damals wohl nicht so in. Und entweder sind die Helme riesig oder die Feuerwehrler superklein.

Im Ernst: das ist Handwerk!

Chancen muss man wahrnehmen. Unterwegs in Norwegen, Besuch auf einem „Heavy“-Friedhof bzw. Schrottplatz, und prompt bietet sich die Chance: in der Ecke abgestellt war ein verunfallter Scania mit nach vorne abgekippter Kabine. Ergo: nichts wie ran!

Ziele waren folgende: Kabine stabilisieren und Zugang zum Fahrer über Frontscheibe sowie Seitentür ermöglichen, auch für Rettungsöffnung. Eine Bilderstrecke in voller Auflösung gibt’s hier bei Flickr.

Truck cabin stabilisation: Our goal was to achieve stabilisation of the cabin as well as leaving extrication space through the front window and door.  The view from the back:

Hier die Sicht von hinten:

Wie man sieht ist die Kabine nicht abgerissen / The cabin is still on its hinges:

Erster Schritt – nach der Erkundung: Kabine vertikal stabilisieren. Besondere Schwierigkeit: Kiesboden / First step: vertical stabilisation and creating a safe working space from below. Special malus: gravel soil.

Somit kann die Kabine schon mal nicht mehr nach unten, und die Rettungskräfte können bei Bedarf an die Frontscheiben.

Schritt 2: der „Flying Raker Shore“. Der kommt eigentlich aus der Gebäudeabstützung, funktioniert aber bei schweren Fahrzeugen, ob Bus, LKW, aber auch bei Zügen genau so gut: / Step two, putting the Flying Raker Shore in place. This is adapted from building collapse shoring and works just as well on heavy vehicles such as bus, truck and trains

Mit Schnureisen an der Platte festgemacht. Auf Asphalt könnte man auch einen Spanngurt hernehmen.

Somit kann sich die Kabine auch nicht mehr nach rechts bewegen. Bleibt nur noch die Sicherung nach hinten. Die sieht so aus: / Longitudinal stabilisation:

Die Stütze wird zwischen Traverse und Kabine eingezogen, und mit dem Spanngurt wird diese auf die Stütze gezogen. Resultat: Sicherung der Kippbewegung nach hinten und nach vorne.

A strut is put between frame and cabin, and a ratchet belt pulls the cabin onto the strut.

Das Problem bei dieser Lage: dort, wo die Stütze in den Rahmen geht, befindet sich normalerweise der Aufbau. Lösung? Kürzere Stütze: / The problem: this strut is too long, and in reality would be in the way of the superstructure. The solution: using a shorter strut:

Ob die Kabine so gesichert ist? Zu zweit haben wir versucht, das Ding zu wippen – fehlanzeige, bombenfest. / We tried rocking the cabin, to no avail: it is absolutely rock solid.

 

Der Flying Raker Shore kommt aus der Gebäudestabilisierung, kann aber Mittel der Wahl sein wenn man große Dinge festhalten oder heben will. In diesem Fall war der längs angehobene Container minimal in einem Winkel (Anheben mittels Stütze und Hydraulikkolben, um Hebekissen unter den Container zu bekommen), und bewegte sich somit nach links.

Absicherung erfolgte mit einem „Flying Raker“ – dieser dienst normalerweise als erste Schnell-Maßnahme bei Gebäudestabilisierung, insbesondere bei einem Trümmerkegel, bei dem ein normaler „Raker Shore“ (Stützbock) nicht möglich ist. Aufbauzeit ca. 2 Minuten, dann schnell einsetzen.

Was wir hier sehen ist Heben und Senken mittels Hebekissen – der Container war richtig schwer, aber eine Gewichtsangabe ist kaum möglich, ich schätze das auf ca. 4-5 Tonnen. Der Seittdruck ist nicht besonders hoch.

Wie man sieht, bleibt der Flying Raker Shore schön am Platz, während der Container auf- und abgeht. (Link zu YouTube)

Die Eindrücke von der Messe in Skövde folgen sicher irgendwann bald entweder hier oder im FWnetz. Zwei kleine Videos sind dabei entstanden. Zunächst die Verwendung des Biel Tool um Blech zu schneiden – mit der Blechklaue :)

Zuerst Loch einhauen, Blech aufbiegen, dann mit dem Blechreisser dran.

Mit Rüdiger Knoll von Weber hatten wir dann einen kleinen Tausch: ich durfte mich mit einem SP49 an einem Audi A6 austoben (verzwacktes Ding), wobei ich für die gezkeigten Kniffe und Tricks unendlich dankbar bin. Im Gegenzug haben wir dann zusammen eine „Große Bodenöffnung“ an einem Peugeot geschaffen. Hier ist der letzte Schnitt zu sehen:

Eine Airgun ist schon was spezielles und wegen dem Lärm (eigentlich nicht schlimmer als eine Säbelsäge) bei uns vielleicht schwerer vermittelbar. Vorteile: im Vergleich zu Säbelsäge oder Trennschleifer geringe Eindringtiefe, keine Späne, keine Funken.

Hier nun ein Paar Eindrücke vom Big Lift mit dem Landkreis Starnberg. Die Bilderstrecke dazu gibt’s hier bei Flickr. Wie erwähnt, verfeinert sich der Workshop so langsam. Ausgehend vom Offset-Unterfahrunfall von hinten haben wir insbesondere die Möglichkeit, verschiedene Optionen auszuprobieren. Wichtiger Bestandteil der Ausbildung ist es auch, die Grenzen aufzuzeigen bzw. auch Dinge auszuprobieren, die nicht oder schlecht funktionieren.

1. Lift mit Hebekissen an der Achse

Die Grundsätzliche Auswahl liegt zwischen Längs- oder Querlift, also ob man den Hänger (sprich: LKW) nach vorne oder seitwärts anhebt. Es wurde versucht, mittels Kreuzholzstapel so nah wie möglich am PKW anzuheben um das Rad hoch zu bekommen.

Fakt: die Achse richtet sich zunächst aus, es geht also der linke Hinterreifen zunächst nach oben. Da wir eine Stütze eingezogen hatten – Schritt 2 im fünf-Punkte Lift-Algorithmus ist „LKW sichern“ – diente diese als Kipppunkt, mit dem Ergebnis, dass das Rad auf dem PKW zunächst sogar weiter nach unten drückte. Wäre hier keine Stütze vorhanden gewesen, würde der Stapel selbst als Kipppunkt dienen.

Dass die gesamte Last nicht nach links abrutschte, lag daran, dass das Rad des Hängers sich in der Tür des PKW verkeilt hatte.

Fazit: eine ungewollte Bewegung, sowie eine Last, die nicht unter Kontrolle ist – sollte die Tür des PKW nachgeben, würde sich schnell ein Problem ergeben.

This part of the Big Lift aims at showing the difference in lifting lengthways and sideways. One might be inclined to insert a crib stack close to the wheel of the truck – the resulting lift is probably contrary to expectations: first, the trucks‘ left wheel goes up, with the strut (initially placed to prevent the truck from travelling downwards) acting as a pivot point.

This means the wheel resting on the car is actually travelling downwards first, which is definitely an unwanted movement. Also, the entire truck is hanging onto the car door — this is a potential weak point which we have no control over if it fails.To sum it up, this is the worse of the two options and illustrates the importance of a good understanding of lifting behaviour.

2. Hoher Kreuzholzstapel

Kreuzholzstapel sollten 1m Höhe nicht überschreiten, ansonsten werden sie wackelig und wirkungslos, zudem führen die wenigsten Feuerwehren so viel Holz mit. In diesem Bild sind das 13 Lagen also 26 Stück, und das nur fürs Heben. Ohne Stützen müsste zum Stabilisieren nochmal das Gleiche hingestellt werden.

Man muss dazu sagen, dieser Stapel wurde extrem sauber gelegt, was nicht selbstverständlich ist! Großes Kompliment. Man sieht auch schön: es ist wichtig, dass das Holz übersteht, somit hört und sieht man wenn es überlastet wird, und hat eine Chance, sich notfalls davon zu machen.

Wieder etwas gelernt – ich hätte schwören können, der Stapel macht früher einen Abflug nach vorne, einfach, weil er seitlich vom Kissen gedrückt wird. Gut zu sehen jedoch, dass die Kraft in die falsche Richtung arbeitet, einfach wegen des Winkels des Hängers – sie drängt nach außen statt direkt nach unten.

Crib stacks should not exceed height of 1 metre. This setup shows what happens if we go beyond that – it is an extremely unstable affair, and one that requires more cribbing than is usually carried onboard fire engines.

Ansonsten bleibt zu vermerken, dass auch diesmal der Hänger sauber nach oben ging, Gesamtzeit ca 16 Minuten:

Die Crew:

Der praktische Teil des Big Lifts wurde übrigens von Michael Roth abgehalten (ganz links)

Eat your own Dogfood: so ähnlich erging’s bei einer Schulung am Möhnesee letzte Woche. Im Vortrag noch die Erkundung gepredigt, und dann am Objekt ebendiese vernachlässigt. Wenn man im Monat 2-3 Mal das System an AB Mulde – diese immer leer – zeigt, dann kommt ein gefährlicher Trott rein. Ergebnis? Diese Mulde war mit Teerpappe bis zum Rand voll, geschätztes Gesamtgewicht 20 Tonnen. Hat die Arbeit mit Hoch- und Niederdruck-Hebekissen wirklich interessant gestaltet. An sich problemlos, aber man durfte sich wundern, warum das Ganze so träge reagiert.

Merke: Erkunden!

A good 360° is quintessential, and I do emphasise that in the Big Lift talk. Out of habit, no 360 was performed here, and this container was a lot heavier than anticipated. Still no problem, but a good reminder of the importance of a good size-up – just to avoid nasty surprises.