Schon interessant. Gleiche Lage, drei Teams, drei verschiedene Lifts.  Hier ging es darum, diesen Bus komplett anzuheben um beide PKW zu befreien. Wir konzentrieren uns auf die vordere Hälfte, wo jeweils ein Dynapac gewählt wurde, das ist ein 10-Tonnen Hydraulikkolben.

Das grundsätzliche Setup war (fast) immer gleich: vier Stützen an der Seite plus zwei hinten, wo es runterging, um die Längsbewegung aufzuhalten. Die seitwärtsbewegung wurde mit recht flachen Stützen (jeweils 45°)  aufgehalten, bei diesem wenigen gewicht (gesamt: ca 8 Tonnen) an sich kein Problem.

Gruppe eins benutzte die Dynapacs gleich als Bestandteil der seitlichen Abstützung. In diesem Fall war eine zusätzliche Abstützung über Front notwendig:

Gruppe 2 mit angewinkelten Dynapacs direkt am Rahmen:

Und gruppe 3 mit Dynapacs senkrecht am Rahmen:

Am Ende hatten alle drei Gruppen Erfolg. Wobei vom Setup Gruppe 1 am Schnellsten und Höchsten arbeiten konnte – hier allerdings auch, weil die Hebestützen mit dem Ketten-Basket angewendet wurden. Zu diesem thema folgt noch ein eigener Post.

Hier ein Video wo das neue Paratech TVS zu sehen ist. Von der Anwendung her supersimpel. Auch ansonsten zeigt das Video eine schöne Alternative, nämlich das Arbeiten mit der Säbelsäge.

Was mir hier nicht ganz gefällt, ist das Glassägen. Ein Kombi in dieser Lage ist alleine mit Holz ausreichend stabilisiert, es kann ein zugang über Heck gelegt werden. Wenn der Patient mit einer Platikplane bzw. Patientenschutz zugedeckt ist, kann man auch mit den Arbeiten am Glas loslegen imho.

Eine Filtermaske sollte bei einer Feuerwehr mit Rettungssatz auf jeden Fall mitgeführt werden.

Endlich dazu gekommen, das „basketing“ auszuprobieren. Dazu werden die Stützen nicht direkt angebracht, sondern eine Kette unter das Fahrzeug eingespannt. Das ist schon recht „advanced“ und erfordert einiges an Übung, sonst dauert die Anbringung viel zu lang. Ist aber eine super Alternative wenn die Ausrüstung und die Situation die Möglichkeit hergeben.

Dazu noch bei einem allen drei Durchgängen die hydraulischen Heber benutzt. Wieder super lehrreich. Weitere Infos dann wenn es wieder Richtung Europa geht.

Firehouse.com FireEngineering.com ist eine fantastische Resource für Trainingvideos. Das hier gefällt mir aber ganz und gar nicht. Lage: Person unter PKW. Grundsätzlich ist der gewählte Weg der richtige, jedoch:

  • Zuallererst sollte der Überlebensraum des Patienten gesichert werden. Das sind zwei Klötze und zwei Keile neben ihm
  • Zweitens sollte der PKW gegen wegrollen gesichert werden. Das sind zwei Keile als Erstmaßnahme, einer vorne rechts, einer hinten links
  • Dann erst die Gegenanker setzen. Was die da im Video machen: heben des PKW erzeugt logischerweise auf der Gegenseite eine Gegenreaktion. Der PKW wird nach unten in den Patienten gedrückt. Ironischerweise wird das Phänomen bei 1:26 erklärt
  • Es fehlt die Sicherung gegen Wegrollen an der Rädern „talwärts“
  • …und dann, ich weiss, es sind die USA und man muss besonders sicher vorgehen, aber die gehen mit dem Unterbau um, als ob es Nitroglycerin wäre. Dauert alles viel zu lange.

…aber immerhin die richtigen Kissen ;-)

Niemand erzählte mir, mein Job ginge primär um Logistik, alles andere inkl. Rescue wäre zweitrangig. Wie auch immer, und weil es nicht anders ging: Kollege fliegt in München ein und zieht das mächtigste USAR-Gespann in Deutschland Richtung DK. Irgendwie hatte ich mich an mein „Pumpkin“ – so der Name des Bullys – gewöhnt, und irgendwie war ich ein wenig traurig. Vorteil: ich muss das Ding nicht selber hochziehen. Ende September ist Großübung in DK, ich fliege aus Oslo ein…habe ich das mit der Logistik erwähnt?

Im Bild oben ist eine Lage aus der Lukas Rescue Challenge zu sehen. Das Auto war in die Grube gefallen, eine Person eingeklemmt. Tja, und das wäre so ein Fall wo ich am Liebsten eine Person unter dem PKW gehabt hätte, aber man kann nicht alles haben im Leben :)

Nun ist er um, der Big Lift. Perfektes Wetter, perfektes Team. Teils mit 300km Anreise, teils ein Großteil der Führungsriege des südwestlichen Landkreisnachbarn. Diesmal mit „offset“-Unterfahrunfall, das Auto also halb drunter.  Hier ist der Link zur Bilderstrecke.

Vorgabe: anheben zur Befreiung des PKW, das sind ca 30-50cm (je nach Seite) in 20 Minuten, mit Ausrüstung die auf einem HLF Platz finden würde, mit einer Gruppe in 20 Minuten. Hat wunderbar geklappt. Hier die Ausgangslage:

Wie man sieht, kippt das Ding nach rechts. Gewähltes Mittel: Hochdruck-Hebekissen mit Kreuzverbau. Stabilisierung über Stützen. Zunächst anheben und Anhänger ausrichten:

..und anschliessend weiterheben, bis genug Luft vorhanden ist. Seitliche Sicherung diesmal übrigens über Erdanker / Erdnägel und Spanngurt.

Danke nochmal an die Teilnehmer. War astrein!

Der Tag wäre auch rum, und ich bin fix und fertig. Morgens ein PKW für die THL-Übung in der Wehr geholt, aber der eigentlich anstrengende Teil: Die Big Lift Lage für den Montag vorbereiten.

Ich hatte mir zwei Vorgaben gesetzt: den Unterfahrunfall als Offset-Crash darzustellen, der zumindest den Einsatzberichten nach eher realistisch ist und zweitens die Lage komplett mit dem im Pumpkin (der Paratech-Bully) verfügbaren Gerät vorbereiten. Das heisst: kein Radlader oder Kran, kein Greifzug.

Das Hochheben des Anhängers war der einfachere Teil, auch wenn man alleine arbeitet: die Stützen haben eine so genannte „Bypass Valve“ die einen ständigen Druck ausübt, und der eigentliche Hebevorgang wurde mit Hebekissen und Hydraulikheber durchgeführt.

Hier sieht man die Anfangslage. Der ach, so geschundene PKW ist hinten links. Der erste Hebevorgang ist mit einem Hochdruck-Kissen an der Hinterachse geschehen. Ziel ist das Anheben der Hinterachse, um die Niederdruck-Kissen anzubringen.

Hier noch mit zwei Kissen übereinander gehoben. Ursprünglich wollte ich nur an der Hinterachse anheben, musste jedoch feststellen, dass es den Anhänger zu sehr wegdrückt, deshalb zwei Hebepunkte: einmal Hinterachse, einmal Vorderachse.

Der Vorteil, wenn man jenseits von Feuerwehrausbildung experimentiert: absolute Freiheit. Im Bild oben sieht man, dass mir zwei Hochdruck-Kissen abgehauen sind. War so gewollt, einfach nur um mal zu erleben, wie sich das anfühlt, oder vielmehr, ab welchem Punkt so etwas geschieht.

Von der Abstützung her völlig problemlos, die Stützen haben das abgefangen.

Dann irgendwann von Hochdruck auf Niederdruck gewechselt. Die Dinger sind einfach unschlagbar. Die Stützen mussten auch mal verlängert werden. Was hier noch ganz interessant war: die Räder des Anhängers sind locker, können also durchdrehen. Es muss also die Mitte gefunden werden.

Wichtig: der Anschlagpunkt auf der Gegenseite. Im Kies kein Problem, aber auf Asphalt? Ich würde das Mitführen eines Schlagbohrhammers größeren Kalibers empfehlen um Löcher in die Straßendecke zu bohren.

Das richtig üble war eigentlich nicht das Aufstellen des Anhängers. Eine richtige Herausforderung war das Platzieren des PK unter dem Anhänger. Von dieser Aktion habe ich leider kein Foto, aber vom Gerät, das heute benutzt wurde.

Benutzt habe ich dafür Spanngurte, Hebekissen sowie Unterbauholz. Der PKW wurde zunächst um ca 5 Meter nach Hinten, dann 1 Meter nach vorne und rechts versetzt. Diese Aktion hat 4 Stunden gedauert, aber sie war GENIAL. Hat unfassbar viel Spass gemacht, und nun bin ich, was unsere Hebekissen angeht, ein gutes Stück schlauer :)

Zum Schluss: eine Big Lift Lage ist sogar mit einer Person durchführbar (!) und das ist eine richtig schöne Lage, auf den Montag freue ich mich sehr.

Endlich komme ich – nach der BrandSchutz – dazu, den Rollcontainer „Stabilisieren“ vorzustellen, den wir bei der Interschutz  auf dem Stand hatten. Diese Info war von einigen angefragt worden, die ich somit gerne nachkomme. Hoch auflösende Bilder gibt es hier bei Flickr.

Philosophie

Der Rollcontainer stellt ein Basismodul für schwere technische Rettung dar. Mit ihm wird Gerät mitgeführt, um:

  • Verkehrsunfälle mit schweren Fahrzeugen, auch Schiene
  • Gebäudeabstützung sowie
  • Tiefbauunfälle

In unterschiedlichen Graden, auf Fall jedoch sinnvoll, bewältigen zu können. Dieses Modul macht jedoch nur als Teil eines Gesamtsystems Sinn. Beispielsweise gehört noch ein Modul „Heben“ dazu, normalerweise sind das die verlasteten Hoch- und Niederdruck-Hebekissen, sowie viel Holz, sowohl als Bohlen oder verstärkten Platten, beispielsweise Siebdruckplatten.

Die Wahl des Modulsystems ist Geschmackssache; es gibt Anhänger von Wechselaufbauten, Rollcontainern, Gitterboxen und andere. vom Prinzip her ist alles möglich, solange modular aufgebaut wird – entweder innerhalb einer einzigen Wehr, oder in Zusammenarbeit mit anderen.

Rollcontainer haben den Vorteil, dass sie schnell verlastbar sind, schnell austauschbar, und einsetzbar. Nachteile sind vor Allem der Einsatz auf unbefestigtem oder unebenen Boden. An dieser Stelle soll jedoch nicht grundsätzlich über das System debattiert werden.

Der RC Stabilisieren gehört aus meiner Sicht zur permanenten Beladung eines GW-L im TH-Zug, beispielsweise zusammen mit Strom, Licht, Heben, evtl Hydraulik, Holz. Nicht ganz zeitkritische RC sind beispielsweise Schlauch-Container. Werden diese benötigt, hat man vermutlich die Zeit, um diese zu tauschen.

Technische Daten

Der Rollcontainer selbst kommt von Günzburger Steigtechnik und ist Feuerwehrtauglich. Wer’s genau wissen will:

„Die Rollcontainer der Günzburger Steigtechnik entsprechen der Richtlinie des Deutschen Feuerwehrverbandes für die Konstruktion und Verwendung von nicht kraftbetriebenen Rollcontainern im Feuerwehrbereich“

Die Grundfläche ist EURO-Palettenmass mit 800x1200mm, und das Gesamtgewicht je nach Beladung ca 250kg, davon entfallen 95kg auf den Wagen.

In der gezeigten Variante beträgt die Beladung 6 AcmeThread-Stützen in unterschiedlichen Längen (Abstützhöhe bis 310cm), passende Verlängerungen und viele unterschiedliche Köpfe bzw. Platten:

Auch dabei: Material für pneumatische Beaufschlagung bis zu 17 bar, das entspricht einem Druck von 650kg pro Stütze – Lebenswichtig bei Tiefbauunfällen.

Der Wagen bietet noch ausreichend Platz für eigenes Material bzw. Erweiterung. Beispielsweise kann noch ein Dreibein-Kopf aufgenommen werden (Traglast bis zu 2,4 Tonnen), oder ein 10-Tonnen Hydraulikkolben.

Mit den sechs Stützen können übrigens bis zu 57 Tonnen bei einem Faktor von 4:1 aufgenommen werden, das reicht auch, um eine Lok zu stabilisieren oder halbseitig anzuheben.

Ich freue mich sehr, dass inzwischen mit einigen Wehren und Schulen fortgeschrittene Gespräche geführt werden, so dass die ersten Einheiten bereits nächstes Jahr in Dienst gestellt werden können. Sicher kann dann auch aus der Praxis berichtet werden, denn diese bringt die Erfahrungswerte mit, die so wichtig sind.

Falls Interesse besteht, einfach Kontakt aufnehmen. Der Rollcontainer Stabilisieren wird in Deutschland über GFD vertrieben.

Inhalte

Kiste mit Köpfen bzw. Platten.

Obere Reihe v.l.n.r: Platte 6 (x2) für Tiefbau und Gebäude, Multikopf (x2) für VU, Konturkopf (x4) für Schwere Technische Rettung, Bohlenkopf (x2) für Gebäude.

Untere Reihe v.l.n.r: Platte 6 (x3), Platte 6 mit Gelenk (x3)

Kiste mit Platten.

Platte 12 mit Scharnier und D-Ring (x4), Platte 6 mit Scharnier und D-Ring (x2)

Kleine Kisten.

Shoring Hammer (x2) u.a. zum Festziehen der Muttern an den Stützen, Doppel-Steuerorgan 17bar, Druckminderer

Kiste.

Spanngurte, Luftschläuche (hier noch in einer Farbe, bei Auslieferung in mindestens 3 verschiedenen Farben), Festpunktketten

Grosse Ablagekiste

Grosse Ablagekiste mit gepolstertem Fach für Atemluftflasche und viel Platz für weiteres Zubehör, beispielsweise Seile / Leinen.

Und noch als letztes, kleines aber feines Detail: die Köcher für die Erdnägel sind abnehmbar :)