USAR ist vielschichtig. Kernelement der Ausbildung ist die Arbeit in einer so genannten „Trümmerstrecke“ um Einsatzkräfte auf die Realität vorzubereiten. Trümmerstrecken können auf bestimmte Disziplinen fokussieren, beispielsweise Ortung, Abstützen, Durchbrüche oder sie sind ganzheitlich um einen kompletten „allround“-Einsatz zu ermöglichen.

Analog der Führerscheinausbildung, in der Fahrschüler ab der ersten Minute (begleitet) in die harte Verkehrsrealität getaucht werden, sollten Trümmerstrecken auch auf die USAR-Realität vorbereiten.

Das Bild oben vom Erdbeben in der Türkei Februar 2023 ist vom Ausmaß ein Extrembeispiel, zeigt aber sehr gut die Gefahren die uns als Rettungskräfte an jeder solchen Einsatzstelle erwarten. Und genau hier liegt oftmals das Problem.

Arbeiten in Trümmern will gelernt sein. Es ist kein Hexenwerk: Beurteilen der Sicherheit/ Standfestigkeit, aber auch das Bewegen und Retten in Trümmern mit viel Schutt, Scharfen Kanten, Bewehrungseisen sollte man am Besten vor dem Einsatz erfahren haben.

Es gibt viele sehr gute Übungsanlagen, hier zum Beispiel in Epeisses bei Genf. Damals wurden Gebäude in echt errichtet und in echt gesprengt. Das Resultat ist ein erstaunlicher Realismus, bei dem es nicht nur um das Arbeiten auf und in den Trümmern geht sondern auch um das „Lesen“ eines Gebäudes als wesentlicher Bestandteil der Ortung: Wie hat es denn vor dem Einsturz ausgesehen?

Solche Anlagen können auch ohne Sprengung realitätsnah gebaut werden, hier beispielsweise in Waddington/ UK. Gute Objekte gibt es in Europa einige (Tinglev/ DK, Tritolwerke/ AT, Mosbach/ DE, Madrid/ ES, nur um einige zu nennen), in den USA (Disaster City, Guardian Center) und dem Rest der Welt sowieso.

Nichts kann einen Realeinsatz und die Erfahrung in echten Trümmern ersetzen, aber eine gute Anlage ist eine kritische Vorbereitung.

So und jetzt: Arbeitssicherheit ist natürlich ein muss, und so muss man abwägen wieviel Sicherheit eine solche Anlage bieten soll. Leider sind sie inzwischen vielmals glatt poliert und gelutscht, so dass man zwar sehr sicher üben kann, die Helfer leider völlig unvorbereitet in den Einsatz gehen.

Somit ist das Ganze letztendlich nicht zielführend: Man traut sich nicht rein, verletzt sich weil man nie über Schutt gegangen ist und ist ggf. einfach ineffizient.

Ebenso wichtig ist das Üben auf fremden Anlagen, die man nicht kennt: So vermeidet man den Gewohnheits-Schlendrian.

Sehr gut zu sehen hier: Übung (oben) und Realität (unten)

Das ist natürlich eine sehr subjektive Meinung. Ich hoffe, dass wir auf lange Sicht mit GMV und Gefährdungsbeurteilungen auf ebenso lange Sicht möglichst unsicher üben können, sonst ist die Katastrophe in der Katastrophe vorprogrammiert.

(Bilder: @fire, eigene)