Wir hatten schon immer mit Mehrzweck-/Greifzügen* gearbeitet und haben uns vor ein Paar Jahren die Frage gestellt ob im Bereich der Feuerwehren vor Allem mit Hinblick auf Anschlagmittel und Seilwinde alles so seine Richtigkeit hat in Bezug auf Ausbildung und Ausstattung.

Dafür haben wir uns schlagkräftige Unterstützung ins Team geholt in Form von Leuten die das Thema richtig leben und entsprechendes Wissen mitbringen – nicht nur auf die „Regularien“, sondern auch an der praktischen Umsetzung.

Und siehe da: die Normung – ob MZ, Seilwinde oder HLF/ RW – ist ziemlich unrund. Und ganz davon abgesehen: man beschafft Seilwinden („Maschinelle Zugeinrichtung“) für richtig viel Geld und bekommt bestenfalls eine Grundeinweisung, wie das Seil ein- und auszufahren ist.

Zeit für ein kleines Zwischenfazit. Einiges davon ist deckungsgleich mit den Aussagen aus der Anfangszeit des Moduls, aber eben auf Basis von einiger Erfahrung aus dem Feld.

Spulen wir vor auf Ende 2021 (also jetzt) und sehen, dass wir inzwischen oft draußen sind und ausbilden. Primär an der Seilwinde, aber auch mit dem Greifzug*, das ist im Prinzip das gleiche Modul, nur dass die Strecken der Lasten deutlich kürzer sind :-) Ob 4, 8, 12 oder 16 Stunden, Grundsätzlich sind die wichtigsten Themen gleich, nur logischerweise mit unterschiedlichem Tiefgang.

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit hier ein Paar Erkenntnisse:

Zielgruppe: Mannschaft und Führung

Das war am Anfang nicht so klar, hat sich aber sehr schnell herauskristallisiert: Die Ausbildung zielt auf Mannschaft und Führung, weniger auf den Maschinisten. Die Logik ist eine ganz einfache: wir erwarten, dass ein Maschinist in der Lage ist, das Seil ein- und auszufahren – das reicht für unsere Zwecke. Es gibt zig verschiedene Arten von Seilwinde, und es es nicht unser Anspruch, jede Version technisch in allen Details zu kennen.

Ziel der Ausbildung ist auch nicht die Technik. Wichtiger ist, dass die Rettungskräfte die Seilwinde richtig einsetzen – die Führung muss wissen, was sie erreichen möchte, die Mannschaft muss es umsetzen können.

Deshalb ist das Ausbildungsmodul primär ein Taktisches. Es geht um Erfahrungswerte, technische Grundlagen und die taktische Umsetzung; diese werden nachfolgend vorgestellt.

Erfahrungswerte

Man kann Dinge tot diskutieren, oder man probiert sie einfach (solange es sicher ist) – das ist überhaupt bei uns bei allen Modulen eine Maxime. Mit dem Kraftmesser können wir entstehende Zugkräfte ermitteln und gleichzeitig feststellen, ob die Anzeige der Bedienung einer Seilwinde auch stimmt. Beim Greifzug* lässt sich da auch haptisch feststellen, welche Anstrengung es braucht um eine gewisse Tonnage zu bewegen.

Wir ermitteln die Haltekraft von Fahrzeugen, inklusive ob der Einsatz von Auffahrkeilen bei bestimmten Untergrund auch Sinn macht.

Oder beispielsweise, ob sich ein Auto auf die Beine stellen lässt: Passt das Widerlager?

Gerade diese Erfahrungswerte sind im Einsatz hilfreich um festzustellen ob Einsatzmittel überhaupt in Frage kommen, wie sie einzusetzen sind und mit welchem Aufwand das verbunden ist.

Technische Grundlagen

Mit technischen Grundlagen ist primär der Einsatz von Anschlagmitteln gemeint. Die gute Nachricht ist: in Rundschlingen, Ketten oder Schäkel ist so viel Sicherheit eingebaut, dass es mit dem Teufel zugehen muss damit etwas passiert.

Ebenso aber: Deren Verwendung sollte auch bestimmungsgemäß sein. Und das ist sie mit der Normung nur sehr eingeschränkt – bestes Beispiel ist der Einsatz von Rundschlingen mit geraden Schäkeln (ist nicht OK). Oder, dass die Anschlagmittel nicht aufeinander abgestimmt sind – die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

Zu den technischen Grundlagen gehört auch das Basiswissen über Anschlagmittel, Anschlagpunkte, aber auch das richtige Anschlagen von Lasten – beispielsweise um Lasten kontrolliert zu ziehen und die Position aktiv zu beeinflussen.

So richtig große Fans sind wir von Anschlagketten, auch für den Greifzug*. Diese lassen sich an scharfen Kanten, heissen Fahrzeugteilen einsetzen und vor allem auch einkürzen. Darüber hinaus ermöglichen sie auch das kontrollierte Ziehen einer Last.

Wertungsfrei nehmen wir bei Bedarf auch die Oslo- oder Kettenzugmethode in die Ausbildung mit auf. Bei intakten Fahrzeugen ist das immer ein bisschen tricky, aber so kann das grundlegende Prinzip aufgezeigt werden, mit dem daraus resultierenden Aufwand für die Feuerwehr.

Takische Umsetzung

Fällt die Entscheidung, eine Seilwinde einzusetzen: An der Umsetzung kann es schnell hapern. Hier gehen wir so vor, dass auch komplexere Lagen (s.o., mit Umlenkung) logisch abzuarbeiten sind indem man Abschnitte bildet: Zuggerät, Anschlagen der Last, ggf. Umlenkung inkl. Positionierung der Umlenkung.

Das Ziel ist die Einführung und Umsetzung von Standards: Möglichst wenige, aufeinander abgestimmte Anschlagmittel und beim Anschlagen an Lasten und Einsatz einer Umlenkung immer der gleiche Aufbau. Dieser ist auf die Ausrüstung und die Lastaufnahmepunkte der Fahrzeuge und ggf. der künstlichen und natürlichen Anschlagpunkte abgestimmt

Fazit

Wir hätten nicht gedacht, wie schlecht wir bei den Feuerwehren mit diesem Thema aufgestellt sind. Man kann sich darüber ärgern, dass wir bis vor Kurzen auch blank waren – oder man freut sich, dass wir das Thema endlich vernünftig begleiten und anbieten können. Es ist alles kein Hexenwerk, man muss es nur aufgezeigt bekommen. Uns ist wichtig, dass es möglichst einfach gehalten: Themen haben wir bei der Feuerwehr sonst mehr als genug.

Wir bedanken uns jedenfalls hier und jetzt an alle Organisationen, die wir bisher begleiten durften und freuen uns auf weitere, kurzweilige Veranstaltungen!

Infos

Rund um das Thema „Ziehen von Lasten/ Seilwinde/ Greifzug“ ein Paar relevante Links:

*auf „Mehrzweckzug“ bestehen, aber den Unterschied zwischen Stabilisieren und Abstützen nicht kennen?