Ein Artikel mit einer persönlichen Note: Endlich konnten auf dem einmaligen Gelände der Rettungshundestaffel der Feuerwehr Hochbrück die lang ersehnten Übungsanlagen für technische Ortung in Betrieb genommen werden. Das Ganze auch gleich auf Herz und Nieren getestet im Rahmen des Lehrgangs „Assessment/ Search“ von @fire: es hat super funktioniert!

Für die so genannte „technische Ortung“, also der Suche nach Verschütteten mit technischem Gerät verwenden wir die Ausrüstung von Leader.

Das Endoskop

Die Leader Cam Endoskopkamera hat eine Spezialoptik, die mit Kontrast und Schärfentiefe für den Einsatzzweck optimiert wurde. Am Ende einer 4m langen Teleskopstange kann sie in die Trümmer eingeschoben werden; ein Schwenkmechanismus erlaubt einen Rundumblick und bei Bedarf kann via Gegensprechanlage mit einer verschütteten Person kommuniziert werden.

Die zwei Stationen „Container“ und „Dunkles Haus“ wurden speziell für die Ausbildung am Endoskop gestaltet. Im lichtdichten Container (s. Bild oben) sollen Verschüttete bzw. Körperteile geortet werden. Dabei erstellen die Teilnehmer auch Skizzen und erlernen somit das zu interpretieren, was sie sehen. Vor Allem durch den fehlenden Bezug auf Größe und Entfernung kann dies mitunter eine Herausforderung sein.

Die Trümmer im Container sind mit Mörtel bedeckt, was bei totaler Dunkelheit sehr wenig Kontrast ergibt und die Suche somit schwierig macht. Ein Durchgang am Container mit unter 20qm kann locker 2-3 Stunden in Anspruch nehmen und vermittelt einen Eindruck vom Zeitaufwand bei der Ortung im Einsatz. An den verschiedenen Seiten und dem Dach des Containers sind Löcher für die Aufnahme der Endoskopkamera angebracht, um aus verschiedenen Blickwinkeln hineinsehen zu können.

Das „Dunkle Haus“ ist ebenfalls lichtdicht. Hier ist eine Wohnung nachgestellt, die ausschließlich über eine Öffnung einsehbar ist – Ziel und Vorgehen ist hier ähnlich dem Container, nur mit anderen Größenordnungen.

Das Geofon

Das Leader Search Geofon funktioniert als „Schallortung“ und setzt voraus, dass Verschüttete sich durch Geräusche bemerkbar machen können. Hierfür werden bis zu drei kabellose Sensoren ausgelegt, und die Signale am Bediengerät interpretiert. Hier können verschiedene Filter angewendet werden um Störgeräusche zu unterdrücken.

Die Sensoren werden je nach Signalstärke umgesetzt bis die Position der verschütteten Person möglichst genau definiert wurde. Besonders wichtig hier ist das Interpretieren der Trümmer und das Verständnis der Ausbreitung der Schallwellen.

Das mit tatkräftiger Unterstützung der Fachgruppen Räumen des THW OV Dachau und OV München Ost errichtete „Explodierte Einfamilienhaus“ (nach diesem Vorbild) ermöglicht besonders gut die Arbeit mit der Schallortung – es sind auch Schallbrücken in der Form von Wasserleitungsrohren eingebaut, die Geräusche besonders weit transportieren können. Hier werden die Search-Spezialisten ordentlich gefordert, aber erfreulicherweise konnte die verschüttete Person auch bei der Nachtübung auf ca. 1m genau geortet werden.

Das Explodierte Familienhaus ist als Projekt noch in Arbeit. Hier können weitere Disziplinen aus dem Bereich USAR beübt werden, darunter die medizinische Versorgung von Verschütteten, Abstütz- und Durchbrucharbeiten sowie bilogische Ortung mit Suchhunden.

Insgesamt sollen auch Feuerwehren hier ganzheitlich die nicht abwegige Lage „explodiertes Einfamilienhaus“ bei Bedarf komplett durchspielen können.

Sicherung

Zur Sicherung der Einsatzstelle stehen einer eintreffenden technischen Einheit Geräte zur Verfügung:

Das Leader Sentry „wirft“ einen Laserpunkt auf ein Schadenselement bzw. Bauteil, aus welchem eine Gefahr für die Einsatzkräfte ausgehen könnt. Wird eine eingestellte Toleranz überschritten, ertönt ein Warnsignal. Idealerweise werden zwei Geräte eingesetzt um eine Beobachtung in mehreren Richtungen zu ermöglichen.

Die WASP wird direkt auf das zu beobachtende Bauteil angebracht und löst bei Überschreiten eines eingestellten Rotationwinkels aus. Großer Vorteil: sie kann auch in Innenräumen eingesetzt werden.

Beide Geräte sind vermehrt in „Bauunfall“-Komponenten als Bestandteil der Ausrüstung anzutreffen und ermöglichen somit einen guten Eigenschutz, auch als Vorstufe zum Einsatzstellen-Sicherungssystem (ESS) des THW.

Die persönliche Note

Die Bedeutung oder Notwendigkeit der gezeigten Übungsanlagen und Geräte wird dann besonders klar, wenn man sich in beschädigten Gebäuden mit fragwürdiger Stabilität gestanden ist.

Besonders belastend – und nirgendwo richtig dokumentiert bzw. gelehrt – ist die Entscheidung, dass in den Trümmern „nichts mehr zu holen ist“, die Suche also eingestellt werden kann und das Abtragen des Gebäudes freigegeben wird. Die Vorstellung, etwas möglicherweise übersehen zu haben ist keine besonders schöne. Anderseits darf sich das auch nicht endlos ziehen.

Möglicherweise ist gerade das explodierte Einfamilienhaus eine Art den erlebten Einsatz mit Fokus auf den Einsatzabbruch zu verarbeiten.

Mit den drei neuen Übungsanlagen haben wir jetzt endlich die Möglichkeit, die Ortung fundiert auszubilden und zu beüben. Ein besonderer Dank geht an die Rettungshundestaffel der FF Hochbrück für die Möglichkeit, das Ganze umzusetzen. Danke auch an die am Bau/ an der Durchführung beteiligten.

Die Inspiration für die Stationen „Container“ und „Dunkles Haus“ habe ich von Joaquin Sanchez im Rahmen eines einwöchigen „Search“ bei der UME in Madrid mitgenommen – this one is on you!