Greifzug T 532 D

Je mehr ich mit dem Greifzug arbeite, desto mehr bin ich davon überzeugt, dass ein Gerät der 800kg-Klasse das richtige für 99% der Einsätze ist. Doch zur Einsatztaktik kommt in mittelnaher Zukunft mehr.

An dieser Stelle ein leicht zu verdauender Einstieg. Ich kann die Legende immer noch nicht bestätigen, nach der der so genannte Mehrzweckzug im ersten Weltkrieg in Frankreich erfunden wurde, um festgefahrene Panzer aus ihre misslichen Lage zu befreien. Vielleicht weiss ja jemand mehr zu diesem Thema.

Tatsache ist, dass unser Greifzug eine Marke der luxemburgischen Firma Tractel ist, die allerdings erst nach dem zweiten Weltkrieg in Erscheinung trat (Wikipedia). Ganz interessant ist, dass der Greifzug im Amerikanischen als Griphoist, eher aber als Tirfor (ausgesprochen „Törfour“) bekannt ist. Tire-Fort gleich „ziehe stark“ auf Französisch.

Überraschung, es handelt sich dabei ebenfalls um Geräte von Tractel. Zwei verschiedene Marken, das gleiche Gerät. Vielleicht verrät die Prägung die Vorliebe seitens Tractel, aber das ist pure Spekulation :) :

Greifzug = Tirfor

Das Gerät ist ein TU16, hier auf der Waage:

TU16 = 19kg

Wie man sieht, mit knappen 19kg wahrlich kein Leichtgewicht.

Generell gibt es seitens Tractel bzw . der gängigen Hersteller (beispielsweise: Wadra) drei Größen: 800kg, 1,6t und 3,2t. Die TU-Geräte von Tractel werden immer noch hergestellt und sind heavy duty. Bei Feuerwehren eher anzutreffen ist die „T“-Baureihe, die bei gleicher Zugkraft deutlich leichter ist. Beispielsweise wiegt das T516 (1,6t-Klasse) „nur“ 13kg.

In der Praxis jedoch geben sich Meilenweite Unterschiede, die eben in der nächsten Zeit aufgezeigt werden sollen. Auf dem ersten Blick ist der Größenunterschied zwischen Rotek 800kg, TU16 und T532 gar nicht so riesig;

Rotek 800kg / TU16 / T532D

Aber 24kg, 19kg und eben nur 6kg sind ein himmelweiter Unterschied. Nimmt man noch die Seile dazu (Durchmesser: 16,3mm, 40kg auf 30m; 11,5mm, 15-17kg auf 30m oder 8,3mm, 7kg auf 20m), dazu noch das Zubehör, sind das schon extreme Unterschiede: 64kg / 28 kg (T16) / 15kg (T8).

Unterm Strich glaube ich, dass alle drei Größen ihre Berechtigung haben. Mit einer Bruchlast von 4000kg ist die Klasse um 800kg, wie sie auch von Tractel oder Habegger angeboten wird für die Feuerwehrtypischen Lagen viel eher geeignet. Reden wir von Baum auf Haus, Fahrzeug auf Abhang, sichern einer TS, und das Ganze dazu noch 100m vom Fahrzeug entfernt, ist das dicke ausreichend und kann problemlos von 2 Mann gesetzt werden. Nimmt man eine Umlenkrolle = lose Rolle dazu, sind wir schon bei 1,6 Tonnen, was übrigens ausreicht um einen (noch) typischen PKW ganz anzuheben.

Rotek 800kg

Ein 3,2t-Greifzug mit 6,4t mit Umlenkung halte ich für überdimensioniert, könnte zentral vorgehalten und nachgefordert werden. Alternativ auf einem RW mitführen, auf jeden Fall aber zusätzlich zu einem 800kg-Gerät.

This article is an introduction into griphoists or tirfors, which are manufactured by Tractel. In Germany, the brand of Greifzug is used, but these are assentially the same machines.

It is still early days, but I would strongly recommend Fire Departments to purchase tirfors of the 800kg class, which will be sufficient in 99% of typical situations. The difference in weight is tremendous, around 7kg for a small hoist and 24kg for a 3,2t tirfor. Add cable to that, and things then become really heavy. It might be worthwhile having access to a 3,2t winch, but on a first call, it makes more sense to have something small and portable that can be placed quickly.

 

Im Januar offenbarte sich eine nicht unwesentliche Wissens- bzw. Erfahrungslücke bei der Arbeit mit einem Zweibein. Nicht so wild, kratzt aber schon am Ego – nun ist (hoffe ich) klar, was da falsch gemacht wurde.

Aus diesem Grund bot sich eine willkommene Möglichkeit, das System am praktischen Beispiel zu beüben, siehe oben. Der PKW musste auf den Anhänger, Hubhöhe ca. 50cm. Zur Verfügung: die üblichen Spanngurte, ein 1,6t-Greifzug. Besonders spannend: Leergewicht PKW ca 1,4t plus Bediener (anders ging’s nicht), somit war der Greifzug fast auf Anschlag.

Zunächst muss das Zweibein richtig positioniert werden: dies geschieht mit Hilfe von Seilen, die zwischen Ankerpunkt und Last gezogen werden, um die Achse zu markieren. Dann wird es am Boden zusammengesetzt, das Seil vom Greifzug eingehängt, und ab nach oben.

Die Entfernung der zwei Bodenplatten zur Lastmitte muss sitzen. Idealer Winkel 60 bis maximal 75°. 45° geht zwar auch, ist aber für den Ankerpunkt und für die Stützen nicht ideal (Kraft geht dann immer mehr Richtung unendlich). Sehr zu empfehlen – zumindest für iPhone-Nutzer – die App „Right Angle

Ich weiss die Länge der Stützen, und den 60°-Winkel, Entfernung somit 2,25m ab Lastmitte.

Hat wunderbar geklappt, aber die Bedienung des Greifzugs war nicht ohne. Insgesamt ca. 1 Stunde Arbeit für zwei Mann.

Vorher:

Nachher:

Using a 1,6-Ton Tirfor winch (called Greifzug in Germany) to hoist a car plus handler up on a trailer. The critical element is the correct positioning of the bipod, for which the app Right Angle is a fantastic help.

Geschafft! Paratech Nation hier in Haar bei München, mit Teilnehmern aus Polen, Dänemark, Portugal und Kroatien – kleine, aber erlauchte Runde von durchgehend gestandenen und erfahrenen Feuerwehrleuten. Drei Tage Heben und Versetzen von schweren Lasten. Eine Bilderstrecke ist schon mal bei Flickr eingerichtet, Bericht folgt dann beizeiten.

Auffallend dabei, dass jeder so seine kleinen Tipps und Tricks dabei hatte. Hier einige Beispiele. Zunächst der „Bus Pull“, 3 Meter nach Hinten. Gemein: es fehlte die Hinterachse, und man musste sich mit den zur Verfügung stehenden Mitteln behelfen.

Three days of Paratech Nation all done and dusted, three days of lifting and shifting and good fun and learning altogether. Theres a set of images here on Flickr, and I hope to be able to produce a report sometime down the line.

With experienced guys from Poland, Denmark, Portugal and Croatia, it was inevitable that plenty of good ideas small and big came together. Here are a few of them. First we did a „Bus Pull“, 3 metres to the back. Only drawback: no back axle, and only a few basic tools and props to work with.

Dänischer Erdanker. Danish Ground Anchor.

Polnischer Erdanker. Polish Ground Anchor.

Beide verteilen Last auf ihre Art, und beide funktionierten nicht – der Bus bewegte sich ein Bisschen, aber jedes Mal gab der Erdanker nach. Hauptgrund die Schnureisen, die zu weich waren und nachgaben. Große Lektion für mich: Schnureisen sind nix. Dicke Stahlnägel sind besser, Punkt.

Both spread the load in their own way. We got the bus to move a bit, but the anchors gave way. Main reason was that the pickets were too soft – nor more of these. They’re fine for securing base plates and other light work, but not good enough for heavy pulls.

Hauptargument für einen hintereinander-Anker: beim Toten Mann kommt die Verankerung komplett auf einmal raus wenn sie nachgibt. Im Fall oben erst nacheinander.

Weiterer Trick: Another trick:

Decke oder ähnlich auf das Seil spannen. Sollte dieses reissen oder nachgeben, wird es nach unten gedrückt und schlägt „nur“ in Knie- oder Fusshöhe ein statt weiter oben.

Putting a blanket or the like on the pull line: if it snaps, the blanket will push down the line and limit damage to the knee or feet instead of further up.

Hier übrigens die „Auflage“: This is our „wheel“:

 

Steighilfe mit den Hooligan Tools. Climbing help with Hooligan Tools.

Schließlich die am Mann mitgeführten Ausrüstungsgegenstände: Stift, Papier, Markierungsstift, Messer und Gaffer Tape. Deswegen:

Important personal gear: pen, marker pen, knife and gaffer tape:

Improvisierte Wasserwaage. Improvised spirit level.

Und Haltepunkt für Erdnägel. Holding the picket.

Kleinigkeiten gab es sonst in Hülle und Fülle, beispielsweise wie man mit einer Pilot-Line eine Kette über ein Objekt bekommt – oder unter ein Objekt, Verbindung zwischen Festpunkten, Zugelementen und vieles mehr. Hier so ein Beispiel:

There were plenty of other small and helpful things, for example using a pilot line to get chains over or under an obstacle, how to connect to pulling items or anchors. Here’s an example:

Die Zugkraft drückt die Bügel des Spanngurts zusammen, außerdem bleibt die Schlinge am Spanngurt dran. Solange man sich über maximale Kräfte im Klaren ist (hier Faktor 0,8), eine feine Sache.

The strap will, under load, actually push the claws together instead of separating them. The extra loop helps the strap stay in place – just make sure you know your load factors, here a correction of 0,8.

Bildermässig leider natürlich nicht alle diese Tipps einfangen können, aber wie man sich vorstellen kann, insgesamt ein Wahnsinns-Bonus für das notwendige Grundhandwerk.

Obviously, we couldn’t catch it all, but there was so much information exchange, it certainly

 

 

Da kann einem das Herz schon ein wenig höher schlagen. Dieses neue HLF hat keine eingebaute Winde, sondern eine gut sortierte Kiste im G1. Das ist die draufsicht, die ein wenig verwirren mag. Was man nicht sieht: ein 3,2 Tonnen-Greifzug mit Seil und Umlenkrolle. Was man sieht : alle möglichen Anschlag- und Sicherungsmittel: Rundschlingen, Spanngurte. Hinter der Kiste ist noch der Erdanker zu sehen.

A most pleasing box in a German „Rescue Engine“ including a 3,2t Tirfor winch and tons of slings, ratchet belts and more, oncluding a ground anchor.

Darf ich vorstellen? Das Heavy Rescue Dreibein, hier in einer „confined Space“-Konfiguration, also zum auf- oder ablassen von Personen mit Kletterseilsystem. Vielleicht von Interesse die technischen Daten:

  • Mit der längsten „grauen“ Stütze plus Verlängerung ist die Höhe knapp drei Meter
  • Max Last an der Öse: 2,3 Tonnen
  • Maximale Belastung von oben: 10 Tonnen, somit gut für vertikale Abstützung geeignet

Bei Schwerlasten kann man hier einen Greifzug, oder wie hier zu sehen einen „Moto-Habegger“ (nenne ich mal so :) anbringen. Hauptsache das Zugsystem bleibt innerhalb des Tetraeders.

Warum eigentlich Heavy Rescue Dreibein? Weil die Stützen primär zur Stabilisierung verwendet werden, mit dem Dreibeinkopf ganz neue Perspektiven eröffnet.

This tripod will carry 2,3 tons, and will bear 10 tons, which opens entirely new perspectives – I’ve called it a „Heavy Rescue Tripod“ as the struts are usually used in a vehivle stabilisation role. The tripod head is optional.

Was mit jedem Lift immer deutlicher zutage tritt: seitliches Halten ist immens wichtig. Umso mehr, wenn die Last uneben ist, und die Auflage – hier der PKW – auch schwer zu kontrollieren ist. Sobald angehoben wird, geht es mit dem seitlichen „wandern“ los. Deshalb sollte auch die Erkundung zwingend die möglichen Fixpunkte beinhalten. Sind diese nicht vorhanden, muss man sie eben setzen. Idealerweise als Zug mit Greif- oder Kettenzug oder Spanngurt. Alternative ist Druck, indem man beispielsweise eine Stütze setzt.

In diesem Fall war der Container schön schräg, und man konnte nur mittig anheben. Resultat: die Last verschob sich, und musste festgehalten werden. Hat mit einem Schnureisen und Spanngurt winderbar geklappt. Kleine Bilderstrecke.