Aus unbekannten Gründen ist aktuell „Tiefbauwoche“ – uns sind mindestens fünf Übungen / Ausbildungen bekannt, die allesamt innerhalb einer Woche stattgefunden haben. Wir waren lediglich bei der Feuerwehr Markt Wartenberg zusammen mit der Feuerwehr Altenerding für den Landkreis Erding im Einsatz. Dass dann vier weitere Veranstaltungen stattfinden: Das ist einsame Klasse und zeigt, dass das Thema gut an Fahrt gewinnt. Stark!

An dieser Stelle auch der Hinweis, dass wir auch jenseits von offizieller Ausbildung und/ oder Verkauf von Geräten gerne beratend zur Seite stehen. Gerne jederzeit Kontakt aufnehmen.

Aus den anderen Veranstaltungen sind uns ein Paar Dinge aufgefallen, die wir hier kommentieren möchten, die als konstruktive Kritik verstanden werden wollen. Teilweise sind da auch recht kritische Dinge dabei. Andererseits sind Bilder natürlich auch Momentaufnahmen, die eine Übungskünstlichkeit beinhalten können, beispielsweise bei uns:

Binderiegel/ Gurthölzer sind z.B. mindestens in 16cm Kantenlänge auszuführen (siehe unseren Bruchlasttest) um den potenziellen Erddruck abzufangen. Wir haben in dem Bild oben, der Riegel ist am Grund der Grube zu erahnen, ein 12×12 Holz eingesetzt. Die Abläufe sind die gleichen, das Holz ist handlicher. Nur: Wir schicken niemanden in diese unterdimensioniert (un-)gesicherte Grube.

Rettungstafeln

Für die von uns empfohlenen Tiefbau-Rettungstafeln (Bauanleitung als Download) und innerhalb der vorgegebenen Parameter der maximalen Tiefe und Breite, der horizontalen und vertikalen Abstände zwischen den Paratech-Stützen werden diese den potenziellen Erddruckkräften bei Kraftschluss standhalten. Rettungstafeln ohne verklebten und verschraubten Bohlen verlieren eine Menge an Bruchlast. Somit obliegt deren Nutzung logischerweise dem Anwender. Alle kleineren Rettungstafeln halten tendenziell mehr, solange die eben mit dem gleichen Material und der gleichen Verbindung ausgeführt sind.

Einsatz der Rettungstafeln

Ein Rettungsverbau funktioniert gleich der Gebäudeabstützung: Es muss möglichst ein Kraftschluss zwischen den Grubenwänden hergestellt werden, ergo ohne Hohlräume. Gerade bei ausgehobenen Übungsgruben mit geraden Wänden müssen die Tafeln zwingend bündig an der Grubenwand gesetzt werden.

100% Kontaktfläche wird nicht immer gehen (s. links), der Abstand zwischen Tafel und Wand darf aber nicht zu groß werden. Aushöhlungen müssen verfüllt werden (rechts, mit Niederdruck-Kissen). Die Kissen werden dabei möglichst auf 0,1bar pro Meter Tiefe gefüllt, somit maximal 0,5bar bei 5m.

Der maximale Spreizwinkel der Tafeln beträgt 20°. Bei einem größeren Winkel ist keine Kraft- bzw. Lastaufnahme mehr möglich, der Verbau rutscht nach oben weg. In diesem Fall müssen die Tafeln begradigt werden, z.Bsp. mit einer Außenabstützung:

Gerade bei diesem Thema mit der Schräge ist noch einiges an Grundlagenarbeit nötig, um vielleicht pragmatischere Lösungen zu finden, z.Bsp. Verbolzen der Tafel mit der Grubenwand. Bis dahin ist aber das gerade stellen das Mittel der Wahl.

Arbeitsbrücken

Brücken sind eine Möglichkeit, einen besseren Zugang zur Tiefbaugrube zu schaffen. Ganz elementar dabei: Sie dienen dazu, die Last der Rettungskräfte möglichst weit weg vom Grubenrand zu leiten:

Als Brücke sind hier die Bohlen zu verstehen, die längs zur Grubenwand verlaufen. Darunter und über die Grube sind die Auflieger, die an einem Kantholz enden. Dieser sollte möglichst auf festem Untergrund, idealerweise einer Bodenplatte enden.

(Foto: Feuerwehr Staufenberg, danke!)

Das eine Kantholz ist normalerweise zur Lastaufnahme völlig ausreichend. Was weniger zielführend ist: der Einsatz eines Kreuzholzstapels. Das hat zwei entscheidende Nachteile:

  • Die Last wird näher an den Grubenrand abgetragen, vor Allem wenn der Auflieger primären Kontakt mit dem „ersten“ Kantholz hat
  • Logistisch unnötiger Aufwand: Kreuzholzstapel ist material- und zeitaufwändig. Muss die Brücke versetzt werden (was sehr oft vorkommt), bindet das Ressourcen und kostet Zeit.

Tiefbauunfälle mit verschütteten Personen sind grundsätzlich zeitkritisch. Insofern gilt es, den Verbau möglichst schnell zu setzen, dieser kann dann im weiteren Verlauf weiter ausgebaut werden.

Die schnellste Arbeitsbrücke ist die Steckleiter mit einer Bohle über die Sprossen. Ansonsten hat sich das Verbinden von drei Bohlen mit 250mm oder besser 300mm Breite pro Bohle bewährt (s. Bild oben). Die Bohlen werden mit 6 Stück Holzschraube (6×80 ist gut) verbunden – vom Zeitansatz noch erträglich.

Im weiteren Verlauf sind dann natürlich komplexere Konstrukte möglich, sogar sinnvoll. Von Bohlen mit 200mm Breite raten wir ab, die sind definitiv eine stolperfalle weil sie so schmal sind.

Paratech-Stützen

Paratech-Stützen dürfen verlängert werden:

  • Graue Stützen 2 Verlängerungen oder 90cm
  • Longshores („gold“) Stützen: 1 Verlängerung unabhängig der Länge

Sehr hilfreich ist dabei unser Beklebungs-Konzept.

Bei Tiefbau empfehlen wir den Einsatz von Platten mit Kugelgelenk, die in allen Richtungen eingesetzt werden können und somit einen Kraftschluss sicherstellen. Feste Platten, oder solche von Baustützen können „hochkant“ stehen.

Schlagschrauber

Ein Schlagbohrschrauber (= Akkuschrauber) holt Euch von der Leiter. Ein Schlagschrauber nicht.