MUSAR Intro

Nach dem Trench Rescue Technician Kurs 2015 habe ich den diesjährigen „Advanced Trench Rescue Symposium“ besucht, der erst zum zweiten Mal abgehalten wurde.

Es fällt mir ein Bisschen schwer ein passendes Bild zu finden, das das 2016er MUSAR Advanced Trench Symposium in Howell, Michigan am Besten beschreibt. Ich habe mich letztendlich für das oben entschieden, denn hier sind (fast) alle Facetten vertreten: Verbau auf höchstem Niveau, erfolglose und erfolgreiche Experimente, unglaublich motivierte Teilnehmer und Ausbilder, und tagelanges Arbeiten unter extremen Bedingungen mit den höchsten Ansprüchen an Gerät und Bekleidung.

Ich kehre fast ein wenig traurig zurück, denn die Wahrscheinlichkeit sinkt, nochmal so eine tolle Erfahrung zu machen. Andererseits hat das Wissen, und damit auch das Selbstvertrauen, nochmals einen Quantensprung gemacht. Es wurden nicht nur Inhalte vom letzten Jahr wiederholt, sondern wesentlich komplexere Handlungen durchgeführt, und die Teilnehmer mussten Vieles selbst ausbareiten.

Hier nun mein Bericht.

Having participated in the 2015 Trench Rescue Technician course at MUSAR, I took part in this years‘ Advanced Trench Rescue Symposium at the same venue.

I find it hard to find a picture that best summarises the 2016 MUSAR Advanced Trench Symposium and have opted for the above. Most relevant aspects are included: advanced Trench Rescue work, more and less successful experiments, incredibly motivated participants and extreme conditions for equipment and clothing.

I return almost a bit sad, knowing the likelihood of repeating a similar has become less. On the other hand, knowledge and confidence have experienced a massive boost. We not only repeated what was done in he Tech course, but also hat to workt out solutions ourselves.  

Following is my report.

1 Symposium?

Teilnehmer

Die Bezeichnung der Grundausbildungskurse in USA ist standardisiert. Einmal „Operations“ und einmal „Technician“; der minimale Standard sind z.B. in der NFPA 1006 definiert. Die Inhalte können jedoch sehr stark nach Anbieter variiern. Es besteht Konsens, dass MUSAR Foundation in diesem Bereich aktuell die höchstwertige Ausbildung anbietet.

Symposium wurde als Bezeichnung auch deshalb gewählt, weil man sich hier außerhalb bzw. überhalb der Standardausbildung bewegt. Es wird ein hohes Ausbildungsniveau vorausgesetzt. Es wird auch ein Austausch zwischen den Teilnehmern, aber auch Input erwartet.

Teil des Kurses sind jedoch auch Versuche, beispielsweise Belastungsversuche, aber auch neue Verbauarten, Ideen, Geräte und vieles mehr. Manches davon funktioniert, anderes muss verbessert werden, und das eine oder andere hat sich hier nicht bewährt. So ist der Kurs auch Teil eines Entwicklungsprozesses, und kann alleine deshalb nicht als „Standardpackung“ funktionieren.

Das Lernziel wurde folgendermaßen definiert:

Der Trench Rescue Technician wird nach Ende dieses Kurse in der Lage sein, Rettungsverbau zu entwerfen und einzusetzen, in einer Grabentiefe von bis zu 20 fuß (6 Meter) sowie einer Wandtiefe von bis zu 12 Fuß (3,6m) bei Grabungen

This is not an operations or technician course. Evolution is part of the process, with new techniques, ideas and equipment tested – one of the reasons it is called Symposium. Participants are expected to enter at a higher level, to participate in discussions and to bring input. Some of the experiments proved of disproved some ideas, while others need a bit of further evaluation.

Thus, contents were not only textbook, but also an open process in which everyone was involved.

Learning objectives were defined as:

At the conclusion of this symposium the trench rescue technician be able to design and install emergency showing systems for trenches up to twenty (20) feet deep and for excavations up to twelve (12) deep.

MIttagspause
[Mittagspause / Lunch Break]

Das Format war wie beim letzten Mal: Antreten um 0700, erstmal ein Paar Stunden im Unterrichtsraum bis es draußen hell wurde, dann raus, kurze Pausen vor Ort inklusive selbst mitgebrachtem Mittagessen, Arbeiten bis 1600, abrücken, Ende 1700. Jeder durfte zusehen, wie er mit den Umständen klar kommen konnte. Abends ein „Social“ in einem Restaurant im Ort.

The format was the same as last year: start at 0700, a few hours classroom until dawn, short breaks, own lunch, end around 1600 and off the grounds at 1700. Evenings „social“ in Howell.

2 Ein Wiedersehen / familiar faces

Community

Man kann das fast schon als eigene Community betrachten. In Folge des letztjährigen Kurses sind einige der Teilnehmer weiter in Kontakt, vor Allem über die Seite Trench Rescue Shoring auf Facebook. So wurde es ein sehr freudiges wiedersehen mit Chief Ron Zawlocki, seinem Team (Aaron, Woody, Mike und andere) und den Leuten vom letzten mal: Chuck, Chris (Toronto), Wade, Topher (Metro Davis), Tom, Gary (Flemington Raritan) und Nigel (Paratech). Die Vorfreude war auch ein großer Teil der „Vorbereitung“ auf diesen Kurs. Aber genauso gut war es, neue Leute kennenzulernen. Diese „Mischung“ ist vermutlich sogar die wichtigste Komponente eines Kurses.

It is almost a small community, mainly through the Trench Rescue Shoring page on Facebook. It was great to see familiar faces again, including Chief Ron „Z“ Zawlocki and his team (Aaron, Mike, Woody and others) as well as participants from last year: Wade and Topher, Chris and Guy, Tom and Gary as well as Nigel. It was also great to meet new faces and make more friends. This eclectic mix of motivated participants is an obvious recipe for success and is a critical component of such a course.

3 Der Ablauf (Auszüge) / Contents (exerpts)

3.1 Tag 1 / Day 1 

Wetter: Trocken, bis 12°. Weather dry, 50°F

3.1.1 Theorie: Wiederholung / Auffrischung, Berechnungsgrundlagen, Verbau. Kritische Elemente.

3.1.1 Classroom: Repeat / Refresh, calculations, shoring, critical elements.

3.1.2 Praxis: „Excavation Shore“ Der „Excavation Shore“ ist ein Stützbock, der die Wand einer Grabung abstützt. Dieser wird vor Ort zusammengebaut und von oben eingesetzt. Dabei kommen zwei Varianten zum Einsatz: einmal „nach unten“ (Patient muss ausgegraben werden) und einmal nach oben um die gesamte Wand abzustützen. Das Kernelement ist bei beiden Varianten gleich, anschließend werden entweder unten weitere Tafeln eingesetzt, alternativ ein zusätzlicher Strebstützbock oben.

Zeit für den Zusammenbau: bis 30 Minuten.

3.1.2 The excavation shore is a type of raker shore that comes in two versions: the core element is the same, with supplemental shoring below (adding panels below) or above, adding a Flying Raker. It is built in place, taking up to 30 minutes depending on crew and complexity.

[Montage vor ort / Build at scene]
[Montage vor Ort / Build at scene]
[Herablassen mit Seil / Lowering with Rope]
[Herablassen mit Seil / Lowering with Rope]
Excavation Raker
[Positionieren / positioning]
[Version "unten": Abgraben und Einsetzen weiterer Tafeln unterhalb / Version 1: Excavation and installation of further panels below]
[Version „unten“: Abgraben und Einsetzen weiterer Tafeln unterhalb / Version 1: Excavation and installation of further panels below]
[Version "oben": Strebstützbock oberhalb eingesetzt / Version 2: Flying Raker installed on top]
[Version „oben“: Strebstützbock oberhalb eingesetzt / Version 2: Flying Raker installed on top]

3.2. Tag 2 / Day 2 

Wetter: Regen, 3°C. Rainy, 38°F

3.2.1 Theorie: Berechnungen

3.2.1 Classroom: Calculations

3.2.2 „Tiefes L“ mit 360cm tiefe, eingebrochene innere Ecke. Einsetzen eines zweistöckigen Verbaus, Versuch mit weiterentwickelten Eckverbindungen.

3.2.2 Deep L at 12′ with collapsed inside corner.

[Einsatz der inneren Eck-Tafeln / Inside corner panels]
[Einsatz der inneren Eck-Tafeln / Inside corner panels]
[Einsetzen der oberen Ecktafeln / Upper inner corner panels]
[Einsetzen der oberen Ecktafeln / Upper inner corner panels]
[Einsatz mittlerer Binderiegel / Mid Waler]
[Einsatz mittlerer Binderiegel / Mid Waler]
[Fertig ausgebaut, 2 verschiedene Varianten der Eckabstützung, Hebekissen in der inneren Ecke / Finished Trench, two variations of outside thrust, bag on the inside corner]
[Fertig ausgebaut, 2 verschiedene Varianten der Eckabstützung, Hebekissen in der inneren Ecke / Finished Trench, two variations of outside thrust, bag on the inside corner]

3.2.3 Typ 2 Test des Excavation Rakers. Bei Typ 2 werden Hebekissen in einer Entfernung zum Verbau ins Erdreich gesetzt. Der so entstehende Druck ist „realistischer“, da verteilter. Bei Typ 1 werden die Kissen direkt an den Verbau gesetzt. Hier drücken 4 Stück (!) 10-Tonnen Kissen mit voller Kraft gegen den Stützbock. Testergebnisse noch nicht ausgewertet.

3.2.3 Type 2 destructive testing, with four 10 ton bags pressing against soil. Test results not conclusive / not yet communicated.

Excavation Raker

3.3. Tag 3 / Day 3

Wetter: kurze Schauer, ca 8°C; rainy spells, 46°F

3.3.1 Theorie: Berechnungen

3.3.1 Classroom: Calculations

3.3.2 Test der Eckverbindungen, Typ 1. Der untere Binderiegel zerbrach, sonst sind die Testergebnisse noch nicht ausgewertet bzw. bekannt.

3.3.2. Destructive Type 1 testing. Lower cantilevered waler broke. Test results unknown / not published.

[unterer Binderiegel zerstört / lower waler destroyed]
[unterer Binderiegel zerstört / lower waler destroyed]

3.3.3 250 cm L-Grube mit sehr großer eingestürzter innerer Ecke, größere Abböschung. Versuch mit aufgeschraubten Binderiegel. Setzen von Arbeitsbrücken.

3.3.3. L Trench at 8′ with large missing inside corner. Testing the corner panels with Paratech walers.

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[Die innere Ecke mit montierten Binderiegel / Inside corner with Paratech Walers]
[Die innere Ecke mit montierten Binderiegel / Inside corner with Paratech Walers]

MUSAR Intro

[Fertiger Verbau mit abgestützter innerer Ecke / Finished shoring with buttressed inside corner]
[Fertiger Verbau mit abgestützter innerer Ecke / Finished shoring with buttressed inside corner]
[Nachbesprechung / Debrief]
[Nachbesprechung / Debrief]

3.4. Tag 4 / Day 4

Wetter: kurze Schauer, ca 8°C; Nachmittags Aufklaren und Erwärmung ; rainy spells, 46°F, sunny patches and warmer in the afternoon.

3.4.1 Theorie: Unglaublich interessanter Vortrag über einen Einsatz in einer tiefen Grube mit aktiver Erdbewegung (Bergungseinsatz)

3.4.1 Classroom: Incredibly interesting presentation of a Trench Rescue / recovery in deep and active soil

Presentation

3.4.2. Realistische Lage. Am Vortag ausgegrabene schmale, lange und tiefe Grube mit Teileinsturz. 2 Patienten. Teilnehmer mussten sich selbst organisieren, einen Rettungsverbau entwerfen und einsetzen.

3.4.2. Realistic sceanario. Long, deep trench was excavated the day before, partial collapse and two patients. Participants to design and implement own Trench Rescue Shoring.

Realistic trench

[Primärsicherung, Arbeitsbrücken / primary shoring, lip bridges]
[Primärsicherung, Arbeitsbrücken / primary shoring, lip bridges]
[Grosse ND-Kissen zur Verfüllung / Large Med Pressure bags for fill]
[Grosse ND-Kissen zur Verfüllung / Large Med Pressure bags for fill]
[Rettungstafel abgestützt / Buttress]
[Rettungstafel abgestützt / Buttress]

Realistic Trench

[Fertiger rettungsverbau / finished shoring]
[Fertiger Rettungsverbau / finished shoring]

3.4.3 Reinigung, weiterer Test eines günstigen Panels, Nachbesprechung

3.4.3 Cleanup, Type 1 test of a cheaper panel, Debrief

4 Tipps und Tricks / takeaways

Auch diesmal waren ein Paar interessante Dinge dabei. Nachfolgend einige konkreten Tipps und Tricks zum mitnehmen.

Some ideas and takeaways:

4.1 Meßgerät / Width Measurement:

Measurement

Measurer

Mit dieser Erfindung lässt sich auf einfache Art und Weise die Breite einer Grube leicht definieren, und zwar dort wo eine Stütze eingesetzt wird.

This contraption makes away with the guesswork as to the width of a trench at a given depth.

4.2. Panelbender:

Panelbender

Ermöglicht einen Spalt, um die zweite Lage von Panels einzusetzen.

Specific usage, but great to set upper level of panels.

5 Der Schlamm / The Mud

Machte diese Veranstaltung unvergesslich. In Verbindung mit der Kälte ein absoluter Test für Ausrüstung und Klamotten.

Made this even unforgettable, in combination with the cold.

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6 Fazit / Conclusion

Lässt sich kurz fassen. Folgende Punkte:

  • Auch wenn ein Bisschen unklar war, was mich erwarten würde: es wurde übertroffen. Von der Motivation aller Teilnehmer, von der Qualität der Ausbildung, und der Tatsache, dass man an der Entwicklung von Ideen beteiligt ist, ob erfolgreich oder nicht
  • Es war auch deshalb die richtige Entscheidung, weil es das im letzten Jahr Gelernte festigte
  • Sind die Lagen etwas zuviel des Guten? Nein. Denn es darf in der Ausbildung gerne etwas mehr komplex sein als im echten Leben. Wenn man sich andererseits bei Einsatzpersonal hierzulande umhört, das im Tiefbau-Unfall beteiligt gewesen ist: diese Lagen gibt es auch bei uns
  • Wird man das bei uns jemals umsetzen? Vielleicht, irgendwann. Es ist jedoch hier und da zu vernehmen, dass der Rettungsverbau auch bei uns umgesetzt wird. Aller Anfang ist schwer, und warum das Rad neu erfinden? Die MUSAR Ausbildung ist (vermutlich) das fortschrittlichste, das aktuell angeboten wird
  • Lässt sich das 1:1 umsetzen? Vermutlich nicht, auch weil die Lücke zwischen Feuerwehr und THW zu groß ist. Außerdem müssen die von MUSAR angestellten Berechnungen auch bei uns validiert werden. Rettungsverbau ist ungleich normaler Verbau, und gerade deshalb ist er noch ein Quäntchen mehr. Doch die Grundlagen beruhen auf gültige Erddruckberechnungen (in Ruhe und nach Einsturz). Hier ist noch einiges an Grundlagenarbeit notwendig. Dieses hat auch konkrete Auswirkungen auf unsere Empfehlung für den Verbau.
  • Vorkenntnisse? Zuerst den Technician-Lehrgang besuchen (wird auf MUSARTF.org bekannt gegeben), dann das Symposium. Und auf jeden Fall die Knoten vorher beüben ;-)

Bleibt mich nur, bei Ron Z und seinen Leuten sehr herzlich zu bedanken. Es ist nicht einfach, in einer komplett anderen Kultur und Struktur in Ausbildung einzutauchen. Ich habe mich dort stets mehr als wohl gefühlt. Und sehr cool: wir dürften jederzeit als (Hilfs-)ausbilder zurück. Wirklich klasse.

Conclusion is short and sweet:

  • Not quite knowing what to expect but the best, I was not disappointed
  • Motivation of trainers and participants is second to none
  • Scenarios are demanding and an excellent preparation for real incidents
  • We have much to learn from this. Calculations and the „science“ number have to be validated with our industry over here – I feel that Trench Shoring (not: rescue shoring) is using different numbers over here
  • Would I recommend this course? Anytime. take the Technician course first, then come back (and practice your knots!)

Finally, I can only thank Ron Z and his crew for making this such a great experience. It is not always easy to dive into a totally different culture, and I certainly felt very much at home there. I’d come back any time, it is in my books as a refresher for the next years. If we can come back als assistants, so much the better :-)

1610 MUSAR Trench Rescue Symposium

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